Frühsommer in Galizien

Schneewittchen wird aufgeweckt

Im Mai fliegen wir frohgemut nach A Coruña, um unser Schiff aus dem Winterlager zu befreien. Was soll man sagen - es erging Entropy wie Schneewittchen: so ein langer Schlaf erfordert anschließend eine gründliche Dusche. Also erstmal den gröbsten Dreck beseitigen, zurück ins Wasser damit und die wichtigen Dinge erledigen: segelfertig werden! Also haben uns die netten galizischen Rigger die kaputte Saling ersetzt und der Segelmacher hat uns geholfen, unser nagelneues Großsegel zu montieren. Derweilen mussten wir feststellen, dass es Ende Mai in Galizien noch ziemlich frisch und regnerisch ist, daher verschieben wir kurzerhand unseren Urlaubstörn in die Rias noch ein wenig.

Natürlich gibt’s mal wieder was zu reparieren: die letzte Winterpause hat der vor fast zwei Jahren erfolgten provisorischen Reparatur des Kabels unserer Ankerfernbedienung (letztlich aber erwartungsgemäß) den Rest gegeben, so dass bei unserem nächsten Aufenthalt auf dem Boot eine neue Fernbedienung inklusive Verkabelung eingebaut werden muss.

 

Wiedersehen in A Coruña

Kerstin und Ralf auf ihrer Lothlorien auf dem Weg in die Bretagne
Kerstin und Ralf auf ihrer Lothlorien auf dem Weg in die Bretagne

Nach einer kurzen Schiffspause in der Heimat stellen wir erfreut fest, dass Kerstin und Ralf mit ihrer Lothlorien direkt von den Azoren kommend in A Coruña eingetroffen sind. Man kann den beiden die Begeisterung von ihrer Atlantikrunde am Gesicht ablesen, und sie haben viel zu erzählen. Auch hier die Mischung aus schönen Erlebnissen, seglerischen Herausforderungen und der Ansammlung diverser Schiffsbaustellen, ohne die man offenbar nicht mehrere tausend Seemeilen hinter sich bringen kann. Für uns eine besonders schöne Nachricht: in Dominica (eine unserer Lieblings-Antillen) haben die Einwohner offenbar die Herausforderung angenommen, ihre Insel nach Hurrican Irma wieder lebenswert zu machen. Auch das Yachtbusiness von PAYS in Portsmouth lebt weiter und viele der Yachtservice-Guides scheinen noch aktiv zu sein. Wir drücken die Daumen, dass es dort wieder aufwärts geht!

Ralf und Kerstin haben noch den Weg in ihren niederländischen Heimathafen vor sich und nutzen daher das erste passende Wetterfenster für den Sprung über die Biskaya. Für uns die Gelegenheit, endlich auch mal wieder aus dem Hafen zu kommen.

Eine Stippvisite in den Rias Altas

Wir schnappen uns den auf der Bootsmesse erstandenen Törnführer und suchen uns die erstbeste Ankermöglichkeit Richtung Nordosten aus. Nur um festzustellen, dass wir seeehr lange nicht mehr bei so wenig Wind geankert haben. Da die Bucht sehr offen ist, liegen wir quer zum Schwell und spielen das beliebte Spiel „was klappert denn jetzt wieder?“. Na gut - Ausschlafen gehört nicht zwingend zum Segelurlaub dazu.

Die nächste Ankermöglichkeit ist die sehr idyllische Ria de Cedeira mit einem kleinen Fischerort, etwas Strand, waldbestandener Felsküste und absoluter Ruhe am Ankerplatz. Hier ist es so schön, dass wir nochmal wiederkommen. Leider zeigt sich das Wetter dauerhaft von der launischen Seite; es ist fast immer sehr wenig Wind, so dass wir jede Gelegenheit zum Segeln suchen und nutzen. Schließlich ist Urlaub und wir sind zum Spass hier! Immerhin gibt uns das die Möglichkeit, den Parasailor mehrfach auszupacken und ab 8-10 Kn achterlichem Wind mit wenig Welle gönnen wir uns mehr als eine gemütliche „Kaffeefahrt“ damit.

Da der Wetterbericht für das Wochenende stabil Gewitter und Dauerregen prophezeit, suchen wir uns Freitagabend einen Hafen und probieren es mit der Marina Sada. Hier fährt ein Bus nach Betanzos und wir planen einen Landausflug für den Sonntag. Betanzos hat eine Geschichte, die bis in die Zeit der Kelten zurückreicht. Am Sonntag ist zudem noch Markt in der Altstadt, so dass wir sogar noch supergutes Brot kaufen können und den unvermeidlichen Regenschauer bei einer Tortilla und einem Glas Albariño im Restaurant durchziehen lassen. 

Das alte Café la Terraza in Sada
Das alte Café la Terraza in Sada

A Coruña per pedes

Kaum zu glauben, aber bei all dem Hin und Her haben wir bislang die touristische Seite von A Coruña sträflich vernachlässigt. Diesmal klappt’s: wir laufen die paar Kilometer um die Küstenpromenade zum Weltkulturerbe Herkulesturm. Dies ist der älteste noch in Betrieb befindliche Leuchtturm der Welt. Er stammt aus der Römerzeit, und die drei Euro für den Eintritt mit Aufstieg lohnen sich. Weiter geht die Runde in Richtung des langen und schönen Stadtstrandes von A Coruña, wo sich offenbar die ersten Touristen eingefunden haben. Der Rückweg durch die Altstadt beendet unseren langen „Auslauf“ und wir widmen den Rest des Tages dem unvermeidlichen Schiffputz. 

Wir hatten in den letzten zwei Wochen auch die Gelegenheit, mal in Ruhe und ganz entspannt noch ein paar weniger wichtige Baustellen auf dem Boot anzugehen, in der Folge ist Entropy jetzt fit wie lange nicht mehr. Es fühlt sich dann auch recht gut an, das Schiff in so gutem Zustand zurückzulassen. 

Leider ruft zuhause aber wieder die Arbeit!