Endlich wieder Boot!

Über den Lichtern von Vigo geht ein Orangenmond auf, während achteraus das Leuchtfeuer von Baiona seinen Dienst tut. An Land zirpen die Grillen und Wasser plätschert leise ans Ufer. So romantisch endet einer unserer letzten Abende vor Anker in der Ensenada da Barra. Aber fangen wir mal etwas weiter vorne an.

Den Sommer 2020 haben wir bootsmäßig einfach aus dem Kalender gestrichen - den Garten hat's gefreut. Immerhin haben wir es noch geschafft, im Herbst für einen Check am Ende eines kurzfristig organisierten Portugal-Urlaubs im Winterlager vorbeizukommen und nach dem Rechten zu sehen. That’s it.

Boat Office...?!

Diese Segelsaison hatte planerisch die Herausforderung, dass sie auf Juli und August begrenzt war, was im weitesten Sinne alles mit Corona zu tun hatte. Aber wir nehmen alles, Hauptsache mal wieder segeln! Das brachte uns auf den Gedanken, das „Boat Office“ in die Tat umzusetzen: die Grundidee war, zwischen zwei Urlauben auf dem Boot nicht wieder nach Hause zu fliegen, sondern vom Boot aus zu arbeiten. Schließlich findet unser Arbeitsleben schon seit längerem hauptsächlich im Home Office statt. Warum also nicht? 

  • Erste Herausforderung: Kollegen und Kunden von flexiblen Terminplänen und eventuell auch mal kurzfristig eingeschränkter Erreichbarkeit überzeugen (auf dem Boot weiß man ja bekanntlich nie!).
  • Zweitens: für jederzeit leistungsfähige Internetanbindung sorgen.
  • Last but not least: einen vernünftigen Liegeplatz für die jeweilige Arbeitswoche finden, gern im Hafen, aber bei ruhigem Wetter und gutem Netz geht auch mal ein Ankerplatz. Unsere Energieversorgung gibt das her, auch wenn zwei Laptops im Dauerbetrieb schon merklich Kapazität beanspruchen.

Das Experiment hat soweit ganz gut funktioniert, obwohl wir trotz guter Vorbereitung doch in wenig in die Untiefen bizarrer Prozesse bei verschiedenen Telekommunikationsanbietern geraten sind. Im Ergebnis hatten wir aber immer genug Bandbreite, nur in der letzten Arbeitswoche gab es Probleme mit einer notorisch vollen Funkzelle. Lag an der spanischen Hauptreisesaison, Portosin war einfach sehr gut besucht. Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass unser Salon nun mal nicht als Büro konzipiert ist und daher der Tisch für einen Arbeitsplatz zu hoch ist. Das kann man ausgleichen, aber das Ergebnis ist nie so gut wie daheim/im Büro am Schreibtisch. Da müssen wir uns vielleicht für die Zukunft noch was einfallen lassen.

Europareise: wir karren Dinge zum Boot

Es fühlte sich ein wenig an wie 2015/2016. In unserem Keller hatte sich einiges angesammelt, was zum Boot sollte und nicht per Flieger transportierbar war (beispielsweise eine Lithiumzelle für die Batteriebank und ein großes Fenderbrett). Retoure ebenso. Also Auto packen und eine Reiseroute planen. Der Hinweg führte uns über das Burgund (Mercurey), die Region Bordeaux (Roquefort) sowie Nordspanien (Carrion de los Condes). Auf dem Rückweg haben wir in Miranda de Ebro (Kastilien-Léon) und Saumur an der Loire übernachtet und zum Schluß einen Wochenend-Stopp bei Freunden in Paris eingelegt (Danke euch, es war herrlich!). Die An- und Abreise sollte Teil unseres Urlaubs sein, so dass wir absichtlich überschaubare Etappen geplant hatten und viele schöne Eindrücke mitnehmen konnten. Machen wir bestimmt mal wieder so, wenn es in die Pläne paßt.

Vielleicht noch ein Nachsatz zur Pandemie: Reisen mit dem Auto war überhaupt kein Problem, obwohl wir zur Sicherheit die Einreiseregeln von Frankreich und Spanien gecheckt haben und entsprechend vorbereitet waren. Wir wurden überall sehr gastfreundlich aufgenommen und haben uns sehr gefreut, mal wieder etwas von Europa zu sehen! 

Schlussendlich war es ein etwas spezieller Segelsommer - weniger Seemeilen, aber mehr Hafenkoller. Und natürlich wurden wieder diverse Dinge repariert, gewartet, verbessert und geplant. Wie das eben so ist (you're boat owners now).

Aber wir haben unseren ganz persönliche Corona-Tiefpunkt definitiv überwunden und sind nun wieder optimistisch und tatendurstig für das nächste Jahr. Portugal steht immer noch auf dem Plan!