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St. Lucia (03.01.2017 - 08.01.2017)

Ansteuerung Soufriere, St. Lucia. Rechts der "Petit Piton" und weiter rechts etwas angeschnitten "Gros Piton"
Ansteuerung Soufriere, St. Lucia. Rechts der "Petit Piton" und weiter rechts etwas angeschnitten "Gros Piton"

Das Wahrzeichen von St. Lucia sind die Pitons - zwei kegelförmige Berge direkt an der Küste, die rechts und links eine kleine Felsbucht einschließen; Überbleibsel eines Vulkankraters. St. Lucia ist geprägt von einer wunderbaren Berglandschaft mit Regenwald, Plantagen und Wasserfällen im Süden. Im Norden findet man jedoch eher anglo-amerikanischen Hoteltourismus. Da es erforderlich ist, am Tag der Ankunft im jeweiligen Land (die Insel ist selbständig) einzuklarieren, bietet es sich an, Soufriere im Süden als ersten Port of Entry zu wählen. Die Bürokratie ist hier allerdings sehr umständlich und teuer, man lässt die Leute gern warten und kassiert dann "overtime fee". In Soufriere gibt es eine gewisse Häufung von Yacht-Einbrüchen und man wird ziemlich bedrängt, irgendein Business zu machen. Wir verbringen daher den Abend an Bord und schließen nachts gut ab. 

Marigot Bay

Blick auf die schmale Ausfahrt der Bucht (links neben den Palmen)
Blick auf die schmale Ausfahrt der Bucht (links neben den Palmen)

Am nächsten Tag machen wir einen kurzen Sprung in die Marigot Bay. Diese Bucht ist ein "Hurricane Hole"; sie ist tief eingeschnitten und am Ende von Mangrovenwäldern umstanden und gilt aus diesem Grund als hurricansicherer Hafen. Es gibt einen kleinen, aber modernen Yachthafen, der auch Mooringbojen auslegt, an denen man gut liegen kann. Die Segler-Szene trifft sich täglich zur Happy-Hour an der Bar des Chateau Mygo (sie heißt - natürlich - "Hurricane Hole") und man kommt schnell ins Gespräch. Unter anderen treffen wir Andreas mit seiner "Milan" wieder, der uns bereits in Grenada angesprochen hatte. Ein ehemaliger Berufsschiffer, der viel zu erzählen hat. Ein interessanter Gesprächsanlaß ist auch immer wieder unser Elektro-Außenborder. Diese sind immer noch selten und es wird daher gern nachgefragt. Ein sehr interessanter Mensch ist der Ehemann der Inhaberin des Restaurants (im Bild ganz rechts). Ein älterer Gentleman aus Norwegen, der vor Jahren nach St. Lucia eingeheiratet hat. Als Kenner der Karibik konnte er uns einiges zu Kuba erzählen. Leider wenig erfreulich; seine Erfahrungen mit einer Privatyacht waren sehr negativ: er wurde wiederholt von der Obrigkeit drangsaliert, man ist mehrfach zu mehreren in dreckigen Stiefeln und mit Hunden auf sein Boot gekommen und hat alles auseinerander gerissen zur Inspektion. Wir werden uns zum Thema Kuba weiter umhören und eventuell auch darauf verzichten - sowas müssen wir uns nicht antun.

Die Händler in Holzbooten oder auch Surfbrettern in den Buchten sind wir lange gewohnt, aber dieser junge Mann hier hat vermutlich das größte Selbstbewusstsein der östlichen Karibik. Wir werden durch ein Ständchen eines Techno-Titels auf Noël (vermutlich trägt er deshalb noch die Weihnachtsmütze lange nach Weihnachten) aufmerksam, während er sich unserem Boot nähert. Zielsicher spricht er Silke an und verbittet sich Unterbrechungen durch Martin. Er möchte gern seine Bananen und Schalen aus geflochtenen Bananenblättern verkaufen. Beides macht einen guten Eindruck, eine Banane gibt er der Dame des Bootes (ganz Gentleman und kostenlos) zum Probieren und wir werden uns schließlich handelseinig. 

Ausflug zum "Millet Bird Sanctuary and Nature Trail"

Einen Vormittag verbringen wir auf dem "Millet Bird Sanctuary and Nature Trail". Man kann auf St. Lucia grundsätzlich nur mit einem Führer auf Trails gehen. In unserem Fall war dies Pamela vom Forestry Department, die sehr viel zu erzählen wusste und mit einer gewissen Eleganz durch den Regenwald schritt. Man stelle sich das wie folgt vor:

  • Wir: Wanderschuhe, kurze Hosen, Rucksäcke (Wasser, Traubenzucker, Regenjacken, überflüssiges Europäer-Gedöns...), totgeschwitzt, obwohl der Trail deutlich kürzer war, als wir dachten.
  • Sie: eine karibische Schönheit in engen lange Hosen (es ist Winter!), Wollsocken, Gummistiefel, langärmeligem, engen Top und ein Stockschirm, der als Wanderstock, zum Viecher aufscheuchen, zur Schlangenabwehr und womöglich auch gegen Regen zu gebrauchen war.


Diese kleine Landkrabbe fand es nicht gut, dass wir an ihr vorbeigehen wollten und drohte uns mit winkenden Zangen. Angst!
Diese kleine Landkrabbe fand es nicht gut, dass wir an ihr vorbeigehen wollten und drohte uns mit winkenden Zangen. Angst!

Rodney Bay

Unsere letzte Station auf St. Lucia ist Rodney Bay in Norden. Hier gehen wir nur aus Neugierde hin, weil wir die Bucht/Marina nicht kennen, aber wissen, dass es dort viel Infrastruktur gibt. Rodney Bay Marina ist ein sehr britisch geprägter Yachthafen und hat etwas Disneyland-Charaker. Hier ist auch der Zielpunkt des ARC und wir haben uns gewundert, wie viele Schiffe mit ARC-Flagge im Januar noch im Hafen liegen.

Wir testen die Mooringbojen in der inneren Lagune, weil es draußen in der großen Bucht ziemlich bläst und unser Dinghy-Motor seine Grenzen hat. Wir liegen drinnen sehr ruhig, kein Schwell und halten den Platz für ideal, falls es mal Probleme mit Seekrankheit geben sollte und man keinen Hafenplatz zur Übernachtung bekommt. Die Lagune war halbleer und sehr friedlich, auch wenn die Aussicht wegen der umstehenden Häuser für die Gegend eher durchschnittlich ist. 

Pigeon Island

Wir investieren einen Tag für einen Ausflug nach Pigeon Island - eine Halbinsel, die zugleich Park und Freiluftmuseum ist. Dazu ein herrliches Zitat aus dem Doyle: "In the old days, when Europeans entertained themselves by sailing around in wooden boats taking potshots at each other, Pigeon Island was the main base for the British navy in this area." 

Damit wäre alles gesagt. Natürlich gibt es auch dort eine nette, recht abgerockte Bar mit einer Kunstaustellung ("Jambe de Bois"). Auch ein schöner Platz!

Auf dem Grundstück steht das alte "Interpretation Center". Das Gebäude steht leer, eine Info-Tafel teilt mit, dass in 2017 ein Neubau erfolgen soll. Uns ist nicht so ganz klar, warum man das schön gelegene Gebäude nicht saniert - oder vermietet. Es wäre ein großartiger Platz für ein Restaurant oder eine Bar mit einer Terrasse direkt an den alten Ruinen der britischen Garnison und Meerblick.

Auf dem Gebäude ist eine "Pilot-Anlage" (!) für Photovoltatik, erbaut 2003 (!). Gefördert durch EU-Mittel, die beim Banana Industry Trust St. Lucia bestimmt in den besten Händen waren.