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Antigua (10.02.-17.02.2017)

Telefonzelle in English Harbour
Telefonzelle in English Harbour

So ähnlich stellen wir uns das im Ärmelkanal auch vor - man segelt eine Zeitlang gegen ordentlich Wind und Welle, und dann kommt der Kulturschock, weil an Land plötzlich nicht mehr Frankreich, sondern England ist.

Nun gut, der Sprung von Guadeloupe nach Antigua ist nicht ganz so weit und lässt sich an einem Tag gut bewältigen. Aber man muss ordentlich Höhe laufen, sonst kommt man bei Tag nicht an.

Falmouth Harbour

Jambo bringt mal wieder was mit nach Hause...
Jambo bringt mal wieder was mit nach Hause...

Nachdem wir uns die Situation im English Harbour angesehen haben, beschließen wir, diesmal doch lieber die größere Bucht Falmouth Harbour "gleich um die Ecke" anzulaufen.

Hier erwartet uns ein weiteres mal Ankerspass der besonderen Art: Jambo hat (mal wieder, muss man leider sagen) einen Stein hochgeschaufelt, der nun samt Anker am Schiff hängt und verhindert, dass der Anker sich eingraben kann.

Auch diesmal kommt uns jemand zu Hilfe: die Step by Step 2 liegt gleich nebenan und Andre springt in sein Dinghy und schubst den Stein ohne viel Federlesens vom Anker. Frau am Bug hatte bereits Basteleien mit Leinen im Sinn, aber so geht's natürlich deutlich schneller. Lieben Dank, Andre! :-)

Das Besondere an diesem Ankerplatz ist sicherlich die schiere Menge an Super- und Megayachten (Segler und Motorkähne), die in den beiden Marinas festgemacht sind. Nachts ist eine schöner als die andere beleuchtet. Wenn man zum Dinghysteg fährt, geht es in der Mitte hindurch und man weiß nicht recht, wohin man zuerst gucken soll. Erstaunlicherweise gibt es allerdings auch in dieser Größenklasse noch deutliche Geschmacksverirrungen.

Vollmond über Falmouth Harbour
Vollmond über Falmouth Harbour

English Harbour

Antigua ist tatsächlich sehr britisch geprägt. Das seglerische und touristische Highlight ist hier der English Harbour, der früher Lord Nelson als Karibikstützpunkt gedient hat. English Harbour ist ein "hurrican hole", die Bucht ist zwar nur schmal, geht aber recht weit verzweigt ins Land hinein und ist von Mangroven umsäumt. Diese verwurzeln sehr tief im Brackwasser und sind deshalb auch im Notfall zum Anbinden von Schiffen zu gebrauchen. Heute ist der English Harbour ein Freilichtmuseum, welches allerdings noch im praktischen Gebrauch ist. Der Hafen bietet an der Mole Platz für einige Yachten und hat sogar ein neues Superyacht-Dock gebaut. Die teils noch gut erhaltenen und liebevoll gepflegten alten Hafenanlagen inklusive Werkstätten kann man sich ansehen. Gleichzeitig gibt es ein paar sehr nette und sehr britisch geprägte Läden (z. B. die Bakery und der Segelmacher) und Bars. 

Das alte Dock von Admiral Nelson
Das alte Dock von Admiral Nelson

Zum Sonnenuntergang werden wir Zeugen eines für uns ungewohnten Schauspiels: gemeinsam mit uns bevölkert ein munteres Grüppchen britischer Segler im gestandenen Seemannsalter die Bar. Draußen auf einem Tisch werden mitgebrachte Plastikbecher aufgereiht und mit Rum gefüllt. Jeder nimmt sich einen Becher und alle versammeln sich auf dem Rasenstück nebenan.

Ein großer Kreis wird gebildet (immerhin ca. 20 - 30 Personen!). Wir denken spontan an Stonehenge und keltische Riten, aber es läuft darauf hinaus, dass ein Toast auf die Queen ausgebracht wird. Das ganze wird noch zweimal wiederholt, dann nimmt der Abend seinen üblichen Lauf. Wir haben den Inhaber der Bar gefragt, ob heute ein besonderer Tag wäre, aber dies war nicht der Fall. Dieses Happening findet jeden Abend zum Sonnenuntergang statt! Chapeau, wie der Franzose sagen würde....

Sonntagsparty auf Shirley Heights

Blick auf English Harbour und dahinter Falmouth Harbour von Shirley Heights
Blick auf English Harbour und dahinter Falmouth Harbour von Shirley Heights

Sonntagabend versammelt man sich zur wöchentlichen Party auf Shirley Heights. Dies ist ein Hügel gegenüber des English Harbours mit einem Restaurant und einer großartigen Aussicht. Es gibt BBQ und Rumpunsch und eine Band spielt Steel und Reggae. Wir sind zuerst wetterbedingt nicht sehr motiviert, noch "wandern" zu gehen,  können uns aber schlussendlich doch aufraffen. Im English Harbour erwischen wir das letzte Wassertaxi über die Bucht und ein nettes britisches Paar zeigt uns den Pfad.

Man läuft 20 Minuten durch schöne Trockenvegetation bergauf, der Großteil des Wegs liegt aber immerhin im Schatten. Oben angekommen gibt es eine große Wiese, auf der uns schon die Crews der Step by Step 2 und Croix du Sud winken. Wir haben einen wahninnig schönen Ausblick zum Sonnenuntergang und verbringen einen sehr netten Abend in der Runde.

An der Klippe von Shirley Heights steht ein Polizist Wache, offenbar soll er verhindern, dass Gäste über die kleine Mauer steigen - hinter der Klippe ist ein tiefer Abgrund. Wie man sieht, funktioniert das nur bedingt.

Deep Bay

Ein paar Tage später statten wir noch der Deep Bay im Nordwesten der Insel einen Besuch ab. Die Bucht ist recht idyllisch und nicht sehr voll, was wir für ein paar Tage "Urlaub" nutzen. Leider ohne Internet auf dem Schiff, so dass der Blog leider nicht weiterkommt. Aber wir treffen die französische Familie von der "Sea You" wieder, unsere alten Stegnachbarn aus La Palma. Auch wenn wir sprachlich nur mühsam vorankommen, freuen wir uns doch immer, sie wiederzusehen. Nebenbei bemerkt ist das ein richtig großer Zufall!


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